Aus der Geschichte eines kleinen hessischen Dorfes
Wolferode wird erstmals unter dem Namen „Wolvolderode“ in einem im Hessischen Staatsarchiv Marburg aufbewahrten Güterverzeichnis des Klosters Haina aus dem Jahre 1260 erwähnt. Seit 1358 ist Wolferode in seiner jetzigen Schreibweise bekannt.
Der Ort gehörte zur Ziegenhainischen Burg Rauschenberg, und hat wie viele andere Orte auch unter kriegerischen Auseinandersetzungen gelitten. So wurde im Dreißigjährigen Krieg die Kirche zerstört.
Erst im Jahr 1687 konnten mit dem Bau einer neuen Kirche die letzen Folgen des Dreißigjährigen Krieges beseitigt werden.
Wolferode war ein armes Dorf, bis auf wenige Landwirte und selbstständige Handwerker mussten viele Wolferoder ihren Lebensunterhalt in der Ferne verdienen, nicht vor der Haustür, sondern in Westfalen.
Durch Fleiß und Genügsamkeit haben die Wolferoder Bürger ihr in landschaftlich reizvoller Lage liegendes Dorf zu ihrem schmucken liebenswerten Heimatort gemacht.
Chronik
Die historische Entwicklung des Dorfes
Unser Dorf liegt ungefähr in der Mitte des Hatzbachlaufes, etwas 230m ü.NN.
Die Gemarkung weist größere Höhenunterschiede auf, so hat die „Hecke“ 307m Höhe und ist durch ihre Hanglage oft ungünstig für den Ackerbau. Es ist zu vermuten, dass die besseren Böden bereits von Menschen in dauerhafte Nutzung genommen waren, so dass es zur Gründung dieser Siedlung in ungünstiger Lage im Anfang des zweiten Jahrtausends gekommen ist.
Die Entstehung des Namens
Die bisher bekannte urkundliche Erwähnung des Ortes Wolferode erscheint in einer Urkunde aus dem Jahre 1260 im Klosterarchiv Haina und betrifft ein nicht genau zu datierendes Grundstücksgeschäft. Darin wird es „Wolvolderode“ genannt.
In diesem Wort sind die Begriffe Wolf und roden enthalten. Wahrscheinlich hat ein Mann mit Namen Wolf oder ähnlich dort zuerst gerodet und gesiedelt, so dass der Ort nach ihm benannt wurde. Weniger wahrscheinlich ist die Annahme, dass Wolferode nach den in damaliger Zeit reichlich vorkommenden Wölfen benannt wurde.
Seit 1358 ist Wolferode in seiner jetzigen Schreibweise bekannt.
Kurzer Überblick zur politischen Geschichte
Der Ort gehörte schon früh zur Grafschaft Ziegenhain.
Es wurde 1358 als zur ziegenhainischen Burg Rauschenberg urkundlich erwähnt.
Die Grafschaft Ziegenhain war im 11. und 12. Jahrhundert im Schwalmgebiet entstanden. Wahrscheinlich stammten die späteren Grafen von Ziegenhain von dem 1602 in Nordhessen belegten Grafen Cosmar ab. Eventuell bestehen sogar Verbindungen zu einem bereits in der Mitte des 9. Jahrhundert im Wildunger Becken genannten Grafen gleichen Namens, so dass es sich bei den Grafen von Ziegenhain um ein ursprünglich in Nordhessen beheimatetes Adelsgeschlecht handeln könnte. Als Gefolgsleuten der staufischen Kaiser gelang es den Grafen ihren Besitz an Schwalm und Wohra auszubauen, vor allem auf Kosten der Klöster Fulda und Hersfeld. Vermutlich gehörten auch Teile des ziegenhainischen Besitzes um Rauschenberg, zu dem auch das Dorf Wolferode zählte, ursprünglich zum Kloster Fulda. Allerdings lässt sich dies nicht mit letzter Sicherheit sagen, sondern kann lediglich aus der Geschlossenheit der ziegenhainischen Rechte in Teilen des späteren Amtes Rauschenberg geschlossen werden. Die Frage, ob das Dorf Wolferode bereits in fuldischer Zeit oder erst unter ziegenhainischer Herrschaft entstand, muss somit offen bleiben.
In einer weiteren Beurkundung aus dem Jahr 1395 wird berichtet, dass ein Konrad von Breitenbach seine Tochter an einen Johann von Weitershausen verheiratet habe und ihr eine Mitgift von Zehnten aus Halsdorf, Wolferode und Wambach gegeben habe.
1450
Mit dem Aussterben der Ziegenhainer Grafen kam es dann an die Landgrafschaft Hessen, ebenso wie Rauschenberg, zu dessen Gericht (1502) und Amt (1577) es dann rechnete. #
Nur innerhalb des Königreichs Westfalen war es 1807 bis 1813 Teil des Kantons Rauschenberg.
Wolferode ist eine von den Siedlungen, die wir uns jahrhundertelang als sehr klein vorstellen müssen. Aus der mangelhaften Statistik lässt sich folgendes Bild gewinnen:
Im Jahr 1502 sind 4 waffenfähige Männer bezeugt, 1577 aber 28 Hausbesitzer, vielleicht ca. 130 Einwohner.
1583
20. Dezember: Philipp Kunkel und dessen Ehefrau reversieren sich wegen der vom Landgrafen Ludwig erhaltenen Belehnung mit dem Wasserfalle auf die Mühle unter Wolferode, genannt die Hunsmühle, im Amte Rauschenberg.
1631
20. Januar: haben Bürgermeister und Rat auch Vierer samt dem Ausschuss aus der gemeinen Bürgerschaft der Stadt Rauschenberg Hans Ditrichen Knoblauch zu Hatzbach ihren Wald in Bentze genannt, so über dem Dorfe Wolferode gelegen, für 700 Reichstaler verkauft, besage des darüber ausgestellten Original-Kaufbriefes.
1681
als Jahrzehnte nach dem Dreißigjährigen Krieg sind nur 8 „hausgesehene Mannschaften“ erwähnt.
1747
wurden 40 Haushaltungen, wahrscheinlich 200 Einwohner gezählt.
1742- 1762
war Johann Heinrich Gilsebach nachweislich der erste Bürgermeister, auch Grebe genannt, in Wolferode.
Von 1762-1796 folgte ihm im Amt Johannes Becker.
1771
erstellte der Geometer J.B. Grebe die erste Übersicht über die Gemarkung und Besitztümer in Wolferode.
1780
erst spät sind die Bewohner einzeln gezählt worden: so sind es in diesem Jahr 214.
1990
Nach der Wiedervereinigung gründet Wolferode/Hessen eine Partnerschaft mit Wolferode in Sachsen-Anhalt.
2010
vom 12.-16. Mai 2010 feierte Wolferode mit großem Erfolg das 750-jährige Dorfjubiläum.